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Trauma durch Gewalt und Missbrauch

    Mögliche Folgen und Therapien

    Das altgriechische Wort „Trauma“ heißt ursprünglich nicht nur Wunde oder Verletzung, sondern auch Kränkung. Ein psychisches Trauma ist ja tatsächlich so etwas wie ein Kränkung, nämlich eine emotionale Verletzung. Normalerweise können wir belastende Situationen ganz gut verkraften. Aber ein Trauma entsteht dann, wenn die Verletzung so stark und ungewöhnlich ist, dass wir keine Bewältigungsstrategien für sie haben. In der Psychologie spricht man von Coping. Ohne ein gutes Coping kann jede Art von Stress ein Trauma sein, auch wenn es vielleicht nur ein leichtes ist.

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    Beispiel: Ein Taxifahrer, der seit Jahrzehnten seinem Beruf nachgeht, hat schon zwei oder drei Spiegel abgefahren und denkt sich nicht viel dabei, wenn etwas in dieser Größenordnung passiert. Es ist ärgerlich, aber die Versicherung übernimmt den Schaden. Bei einer Fahranfängerin, die seit drei Tagen ihren Führerschein hat, kann so ein kleiner Unfall stärkere Spuren hinterlassen. Sie kann ihren Fehler vielleicht nicht so leicht vergessen und entwickelt eine Angst vor dem Autofahren aufgrund dieses Mini-Traumas.

    In der Regel sind aber schwerere Verletzungen gemeint, wenn man sagt, dass jemand traumatisiert ist oder ein Trauma erlitten hat. Meistens sind es Erfahrungen, die mit körperlicher Gewalt einhergingen, nicht selten auch sexuelle Übergriffe. Aber auch schwere Unfälle, der Tod eines nahen Menschen oder sogar Erlebnisse mit katastrophalen Dimensionen wie Krieg, Gefangenschaft, Folter und Verstümmelung.

    Man denkt dabei meistens an Traumata, die einzelne Schockerlebnisse sind, selbst wenn es mehrere sind. Daneben gibt es aber noch das so genannte Entwicklungstrauma, das typischerweise während der Kindheit erlitten wird. Das Kind erlebt wiederholte Abwertungen, wird abgelehnt, muss zu viel Verantwortung übernehmen, z.B. für die alkoholkranke Mutter, man lässt es verwahrlosen und dergleichen. Die Folgen eines Entwicklungstraumas sind andere als die eines Schocktraumas.

    Mögliche Folgen eines Traumas

    Nach einem Trauma können sofort Probleme auftreten, oder es passiert sehr lange gar nichts. Manche Menschen haben sofort große Schwierigkeiten, z.B. wenn sie allein sind oder beim Schlafen. Bei anderen tritt die Wirkung der erlittenen Verletzung erst später ein. Es kann ein halbes Jahr oder noch länger dauern, bis die Symptome der Belastung sich so deutlich zeigen, dass die normale Lebensführung eingeschränkt oder nicht mehr möglich ist. Die Verwunderung der Betroffenen ist häufig groß, weil sie gedacht hatten, sie hätten das Erlebte bereits gut verarbeitet.

    Akute Belastungsreaktion

    Wenn der Schreck durch das Trauma übermäßig stark war, kommt es zur so genannten akuten Belastungsreaktion. Das Erlebte führt zu einer völligen Überlastung. Wie stark der Betroffene reagiert, hängt davon ab, wie verletzlich er als Person bereits vorher war. Akut Traumatisierte sind wie betäubt, können Reize nicht mehr verarbeiten, ihre Aufmerksamkeit nicht mehr willentlich steuern und verhalten sich desorientiert. Manchmal erstarren die Personen vollständig oder können nicht mehr sprechen. Der Herzschlag und die Schweißproduktion sind erhöht. Viele zeigen panische Angst und versuchen völlig kopflos zu fliehen. Die Symptome klingen in der Regel nach Minuten oder wenigen Stunden wieder ab, manchmal halten sie auch bis zu drei Tage an. Die Fähigkeit, sich an das Erlebte zu erinnern, geht manchmal vorübergehend verloren (Amnesie).

    Posttraumatische Belastungsstörung („PTBS“)

    Die so genannte PTBS ist vielen ein bekannter Begriff. Man findet hier und da auch die englische Abkürzung PTSD (posttraumatic stress disorder). Diese ist oft verknüpft mit Soldaten, die aus einem Krieg zurück nach Hause kommen. Manch einer denkt sicher an die tausenden traumatisierten amerikanischen Soldaten, die im Indochinakrieg an der Front ihren Kopf hingehalten haben.

    Häufig sind Schlafstörungen und belastende Träume, die das Geschehen rund um das Trauma betreffen. Der Patient schreckt mitten in der Nacht auf, nicht selten mit einem Schrei. Das Herz rast, das Gefühl von überwältigender Angst und Hilflosigkeit sind gegenwärtig. Nicht nur in der Nacht, auch tagsüber können völlig unvermittelt plötzliche Erinnerungsfetzen ins Bewusstsein dringen. Dies sind in den meisten Fällen Bilder (visuelle Erinnerungen), aber wiederholen sich auch gesprochene Worte aus dem Kontext des Traumas. Diese plötzlichen, belastenden Erinnerungen nennt man Flashbacks.

    Darüber hinaus klagen Betroffene über emotionale Stumpfheit und Gleichgültigkeit gegenüber anderen, Teilnahmslosigkeit sowie Freudlosigkeit. Dies sind typische Symptome, die man von Depressionen kennt.

    Sehr oft sind die Patienten insgesamt sehr angespannt und neigen zu Überreaktion und Schreckhaftigkeit. „Ich erschrecke vor meinem eigenen Schatten.“

    Nicht wenige entwickeln bald auch psychosomatische Krankheiten. Reizdarmsyndrom, psychogene Schmerzen, Infektanfälligkeit (z.B. Hautpilze), Tinnitus – die ganze Bandbreite ist denkbar.

    Dissoziative Störungen (Konversionsstörungen) durch Trauma

    Die Konversionsstörungen müssen nicht, können aber Folgen einer Traumatisierung sein.
    Früher nannte man diese Form von Störungen Hysterie und hielt es für ein typisch weibliches Phänomen. Tatsächlich sind Frauen dreimal so häufig betroffen.
    Die wichtigsten dissoziativen Störungen sind:

    • Dissoziative Amnesie: Verlust der Erinnerung
    • Dissoziative Fugue: Ortsveränderung, meistens mit Amnesie
    • Dissoziativer Stupor: Willkürliche Bewegung verschwindet völlig oder zu großen Teilen
    • Trance und Besessenheit: Verlust der eigenen Identität, unfreiwillige Bewusstseinseinengung
    • Dissoziative Bewegungsstörungen: Die Bewegungen sind gestört oder es treten sogar Lähmungen auf

    Andauernde Persönlichkeitsänderung nach Extrembelastung

    Therapiemöglichkeiten

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